Geld macht glücklich, aber…Herbstgespräche 2024
Kein Platz bleibt frei, wenn die Bank WIR ihre Kapitalgebenden an die Herbstgespräche im KKL Luzern lädt. Neben dem obligaten Tour d’Horizon über den gegenwärtigen und künftig zu erwartenden Zustand der Bank stand dieses Jahr die Frage nach dem Glück im Mittelpunkt der Veranstaltung.
90 Jahre alt ist die Bank WIR letzten Oktober geworden, sie sei aber so dynamisch unterwegs wie jemand, der gerade seinen 30. oder 40. Geburtstag gefeiert habe, so CEO Bruno Stiegeler mit Verweis auf einige eindrückliche Zahlen: eine Bilanzsumme von 6,5 Mrd. CHF, ein im Vergleich zum Vorjahr um 20% gesteigertes Halbjahresergebnis, 30 Mio. CHF neue Eigenmittel aus der Kapitalerhöhung und über 450 Mio. CHF neue Kundengelder, die das Sparkonto Plus seit seiner Einführung 2023 bislang eingespielt hat.
Bruno Stiegeler dankte den Anwesenden für ihr Vertrauen in die Bank WIR und konnte ihnen ein «Bombengeschäftsjahr 2024» in Aussicht stellen. Sein Stellvertreter und künftiger Nachfolger als CEO Matthias Pfeifer versicherte, dass die Erfolgsgeschichte weitergeschrieben wird: «Wir wollen auch in Zukunft Schweizer Werte transportieren und zu den attraktivsten Anbietern zählen oder Marktführer sein!» Zur Schlagkraft der Bank WIR tragen auf der einen Seite die Politik der Digitalisierung und Diversifikation – an den Herbstgesprächen erläutert von Verwaltungsratspräsident Marc Reimann -, tiefe Kosten und stimmige Prozesse bei, auf der anderen Seite eine neu zusammengestellte, schlankere und jüngere Geschäftsleitung. Was Bruno Stiegeler besonders hervorhob: mit Melek Ates ist erstmals eine Frau in diesem neu nur noch fünfköpfigen Gremium vertreten. Sie hat von Matthias Pfeifer die Verantwortung für das Privat- und Firmenkundengeschäft übernommen.
Frauenpower
Frauenpower war auf der Bühne des KKL auch auf musikalischer und sportlicher Ebene vertreten. Die Sängerin Brigitte Wullimann und Instrumentalisten von «take this» – ein Kollektiv von rund 40 professionellen Musikerinnen und Musikern mit Sitz in Bern – begeisterten die Kapitalgebenden mit einer geschickten Auswahl aus ihrem breitgefächerten Repertoire. Und nach Franco Marvulli 2023 verkörperte dieses Jahr die Radrennfahrerin Elena Hartmann das Engagement der Bank WIR als Premium Partner der Tour de Suisse. Als Amateurin war Elena Hartmann ursprünglich im Triathlon-Sport zuhause, wo sie ihre Stärken auf dem Veloteilstück jeweils am besten ausspielen konnte. Deshalb meldete sich die Zürcher Kantonspolizistin für diverse Zeitfahren an und überraschte 2022 alle, als sie in dieser Disziplin die Schweizer Meisterschaften für sich entschied. Kein Zufallsergebnis, denn in den beiden Folgejahren wiederholte sie – nun als Profi – diesen Erfolg. Letzte Highlights waren die Weltmeisterschaften auf heimischem Boden und zuvor die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris.
Fortuna
Soweit also die Aspekte «Geld und Gloria», die das Motto der Herbstgespräche versprachen. Als drittes wurde den teilnehmenden «Fortuna» angekündigt. Hier kam Reto Odermatt ins Spiel, der sich als Ökonom an der Universität Basel mit Glücksforschung beschäftigt. Die naheliegendste Frage – macht Geld die Schweizer glücklich? – konnte Odermatt mit Ja beantworten, präzisierte aber: «Ab einem Einkommen von ca. 200000 CHF steigert zusätzliches Geld das Glück nicht mehr.» Die Wissenschaft spricht vom abnehmenden Grenznutzen. Wer diese Grenzerfahrung nicht durchlebt, überschätzt den Glücksfaktor Geld, weil die Ansprüche mit höherem Einkommen steigen und weil man dazu tendiert, sich «nach oben» zu orientieren, sich also mit den Reichen zu vergleichen. Ein Treiber dieser Tendenz sind die Sozialen Medien, wo fast nur erfolgreiche Momente geteilt werden. Der Vergleich nach oben wird zum Automatismus und nach Odermatt «zum Killer des Glücks». Der Beweis: wer die Nutzung von Instagram&Co aussetzt, lebt erwiesenermassen zufriedener.
Odermatts Schlussfolgerung und ein Schlüssel zum Glück: «Man sollte sich eben vermehrt auch mit denen vergleichen, die weniger als man selbst verdienen.» Dies scheint Herrn und Frau Schweizer nicht schlecht zu gelingen, denn aus Umfragen weiss man, dass auf einer Skala von 0 bis 10 die Zufriedenheit mit dem Leben am häufigsten mit einer 8 angegeben wird. 10% der Befragten wählen gar die 10.
Hat Glücklichsein mit dem Alter zu tun? Ja, denn die Zufriedenheit nimmt ab Alter 16 ab und erreicht ihren Tiefststand in der Lebensmitte, zwischen 25 und 49 Jahren. Erst ab Alter 50 steigt die Zufriedenheit an, um ab 65 ihren Höchststand zu erreichen, der bis zum allerletzten Lebensabschnitt anhält.
Die Frage oder die Jagd nach dem Glück beschäftigt die Menschheit seit Jahrtausenden und vor allem die griechischen Philosophen der Antike. Das Glücksrezept des Philosophen Aristoteles lautete, ein tugendhaftes Leben zu führen, Diogenes plädierte dafür, sich von allem materiellen Besitz zu lösen und Epikur dafür, seinen Verlangen zu folgen und seine Bedürfnisse zu befriedigen. Odermatt sieht sich mit seinen Forschungen am ehesten bei Theraklit bestätigt: «panta rhei» – alles fliesst, nichts bleibt. «Wir sollten nie verzweifeln, gute Momente geniessen, im Bewusstsein, dass Glück und Leid vergehen.»
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3 Kommentare
Der Anlass war interessant und sehr gut moderiert.
Besten Dank und freundliche Grüsse
Wie immer ein toller, aufschlussreicher Anlass.
Der Vortrag „Glücksforschung“ von Reto Odermatt war nicht nur interessant sondern zeigt auch auf, dass wir auch Dankbar sein sollten. Uns geht es gut!
Vielen Dank
Freundliche Grüsse
Schliesse mich dem vorherigen Kommentar an.