Vorsorgend zum Traum vom Eigenheim
Trotz steigender Immobilienpreise kann Wohneigentum auch für Junge Realität werden. Netter Nebeneffekt: Steuerersparnisse optimieren.
Der Schweizer Immobilienmarkt ist überhitzt. Die Preise für Wohneigentum kennen seit Jahren nur eine Richtung: nach oben. Wer heute eine Eigentumswohnung oder ein Einfamilienhaus kauft, muss dafür in aller Regel tief in die Tasche greifen. Ein Grund dafür ist auch die Coronakrise: Sie hat – Stichwort Homeoffice – das Wohnen bei vielen Menschen ins Zentrum gerückt. 2020 haben laut Informationen von IAZI, dem Spezialisten für Immobilien-Bewertungen und WIR-Produktpartner, die Suchabonnemente für Wohneigentum auf Internetplattformen um rund 40 Prozent zugenommen.
Bedeutet diese Ausgangslage, dass man sich vom Traum des Eigenheims verabschieden muss? Nein. Und zwar beispielsweise dann nicht, wenn man den Weg über die private Vorsorge wählt. Die Verbindung klingt im ersten Moment eigenartig, lohnt sich aber auf jeden Fall – und ist unter Umständen auch steuerlich interessant.
Doch der Reihe nach. Zeit für eine Auslegeordnung und Rechenbeispiele. Fiktiv natürlich, unter bestimmten vereinfachenden Annahmen – und, weil das Thema Steuerbelastung zentral ist, gutschweizerisch von Gemeinde zu Gemeinde, von Kanton zu Kanton unterschiedlich.
«Wäre das angesparte Guthaben jederzeit frei verfügbar, dürfte die Verlockung für Alternativinvestitionen zu gross sein.»
Unsere Beispielperson, Sergio Dalla Casa, ist 25 Jahre alt, hat ein Bruttoeinkommen von 90 000 Franken, wohnt in Zürich – und träumt ihn, den Traum vom Eigenheim. Nebst der Kaufpreisentwicklung die grösste Herausforderung: die erforderlichen Eigenmittel. Also muss ein Sparplan her. Freies Sparen wirft aber kaum noch Zins ab, zudem ist es um die Disziplin von Dalla Casa nicht sehr gut bestellt: Wäre das angesparte Guthaben jederzeit frei verfügbar, dürfte die Verlockung für Alternativinvestitionen zu gross sein.
Das kann beim Vorsorgesparen der Säule 3a nicht passieren. Sie ist zweckgebunden – und bringt bekanntlich steuerliche Vorteile mit sich. Zahlt Dalla Casa den derzeit zulässigen Maximalbetrag von 6883 Franken ein, kann er diesen an seinem Einkommen abziehen und spart rund 1550 Franken an Steuern.
Um nun auch noch innert einigermassen nützlicher Zeit Eigenmittel ansparen zu können, setzt der 25-jährige Zürcher auf die digitale Wertschriftensparlösung VIAC. Bei der Strategie «Global 100» ergibt sich im Backtesting zwischen Januar 2003 und Mai 2019 eine Nettorendite von 7,2 Prozent. Nun ist bekanntlich ein Blick in die Vergangenheit keine Garantie für die Zukunft, aber eine über mehr als 16 Jahre geglättete Kurve zumindest ein brauchbarer Rechen-Indikator. Auf die nächsten 25 Jahre projiziert ergäbe sich daraus folglich ein Nettokapital von knapp 480’000 Franken. Und genau jetzt kommt das Thema Immobilien wieder ins Spiel: Der Erwerb von selbstbewohntem Wohneigentum ist ein Grund, der eine Auszahlung von Säule-3a-Guthaben vor Erreichen des Rentenalters ermöglicht.
Dalla Casa tut gut daran, nach Erreichen seines Sparziels innerhalb dieser 25 Jahre seinen Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Denn in seinem Rechenbeispiel ist dieser Zeitpunkt steuerlicher Wendepunkt: Die Besteuerung der Auszahlung seines Säule-3a-Guthabens übersteigt ab diesem Zeitpunkt die Steuerersparnisse, die er durch die jährlichen Einzahlungen bei der Einkommenssteuer erzielt. Natürlich liegt dieser Aussage die vereinfachende Annahme zu Grunde, dass sich seine Einkommenssituation nicht ändert – aber die Umkehr der Steuereffekte (Ersparnis vs. Belastung bei Auszahlung) sollte nicht unterschätzt werden; insbesondere dann nicht, wenn ein Immobilienkauf oder die Abzahlung einer bestehenden Hypothek nicht geplant oder nicht möglich ist, also kein Grund für eine vorzeitige Auszahlung des Vorsorgeguthabens besteht.
Für Dalla Casa hat sich mit der teilweisen oder gänzlichen Auszahlung seines Säule-3a-Guthabens zur Traumverwirklichung das Thema Vorsorge übrigens nicht erledigt – vielmehr kann er ab diesem Zeitpunkt weiter einzahlen und die jährlichen Einzahlungsbeiträge zur indirekten Amortisation seiner nun bestehenden Hypothek verwenden. Eine klassische Win-Win-Situation in den eigenen vier Wänden.
2 Kommentare
Bitte erläutern Sie die Aussage, dass es einen Wendepunkt beim steuerlichen Nutzen des 3a-Sparens geben soll. Im Artikel wird das einfach als allgemeine Tatsache hingestellt.
Vielen Dank für Ihre Rückfrage – und bitte entschuldigen Sie die Verzögerung der Antwort. Zur Verdeutlichung folgendes Zahlenbeispiel:
Einzahlungen in die Säule 3a sind steuerlich begünstigt, das heisst, dass man die jährlichen Einzahlungen dem steuerbaren Einkommen abziehen kann. Spart man z.B. über 20 Jahre an, so summieren sich die steuerlichen Vergünstigungen auf eine Summe X. Die Einzahlungen über die letzten 20 Jahre kann man ähnlich einem Sparplan in Wertschriften anlegen. So kommt zu den Einzahlungen, je nach Performance, ein beachtlicher zusätzlicher Betrag dazu.
Der Kapitalbezug aus der dritten Säule ist zu versteuern – zwar zu einem reduzierten Satz, aber die Steuer fällt an und dies nicht nur auf den Beträgen der Einzahlung, sondern auch auf dem Kapitalgewinn. Und genau das macht dann den Wendepunkt aus: Ab einer bestimmten Betragshöhe beim Kapitalbezug (Einzahlungen plus Performance) fallen höhere Steuern an, als die kumulierten Steuererleichterungen aus den Einzahlungen ausmachen.
Ehepaar mit Bruttoeinkommen von 100’000 CHF p.a. (Jahrgänge 1990), Wohnhaft in Basel
1 Kind – Einzahlung 6883 CHF p.a. während 25 Jahren
Anlage in Wertschriften (Performance 7% aus 100% Aktien, da langer Horizont)
Einsparung pro Jahr: 1707 CHF
Einsparung in 25 Jahren: 42’675 CHF
Kapital nach 25 Jahren: 422’380 CHF
(Einzahlung: 172’075 CHF / Performance: 250’305 CHF)
Steuer bei Auszahlung: CHF 43’437 CHF
Die Kapitalbezugs-Steuer überschiesst die kumulierten Einsparungen.