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Unterwegs mit der Sicherheitseskorte der Tour de Suisse

10 min.

von Jan Mühlethaler

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Sicherheit ist das A und O bei der Tour de Suisse. Guido Sereinig und sein Team sorgen für ein reibungslose Rennen quer durchs Land.

Für eine sichere Tour de Suisse

Nirgendwo gilt die Maxime «The Winner Takes it All!» so sehr wie im Sport. Scheinwerferlicht und Aufmerksamkeit sind auch im Radsport den Schnellsten vorenthalten. Abseits und fast unbeachtet sorgt ein eingespieltes Team tagtäglich dafür, dass ein Sportevent wie die Schweizer Landesrundfahrt sicher und reibungslos über die höchsten Alpenpässe und durch alle Landesteile rollt. Wer die Tour de Suisse schon einmal vom Strassenrand aus verfolgt hat, dem sind bestimmt Guido Sereinig und sein Motorradheer aufgefallen. Oder zumindest der unverkennbare Oberlippenbart Sereinigs.

Tour de Suisse Sicherheit

Guido Sereinig sorgt während des Rennens für die Sicherheit der Fahrer und der Zuschauer.

Sicherheit bei der Tour de Suisse: «Dynamische» Sperrung der Strassen

Anders wie zum Beispiel bei der Tour de France, die für ihre Rennen komplette Streckenabschnitte für den ganzen Tag sperren lassen kann, ist die Bewilligungslage in der Schweiz eine andere. Der Sportliche Leiter der Tour de Suisse, David Loosli, holt zwar bei allen kantonalen Polizeibehörden Bewilligungen für die Strassensperrungen ein, gesperrt werden die Strassen während der Tour de Suisse jedoch dynamisch. Das bedeutet, dass die Strassen nur für die Durchfahrt des Rennens, während 20 bis 30 Minuten, gesperrt und danach wieder für den Verkehr freigegeben werden. Dieses dynamische Absperren der Rennstrecke setzt eine grosse logistische Vorarbeit und ein äusserst eingespieltes Team vor Ort voraus.

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Nur Minuten nachdem das Peloton eine Stelle passiert hat, herrscht dort wieder Normalbetrieb.

Dieses Team leitet der hauptberufliche Polizist Guido Sereinig zusammen mit seinem Stellvertreter Martin Trevisan und einem Heer von Motorradpiloten, viele davon auch aus Polizeikorps stammend. Unterstützend zur Seite stehen eine grosse Zahl von Angehörigen der Armee wie auch Mitglieder des lokalen Zivilschutzes, der Feuerwehr sowie der Polizei. Diese stationären Einsatzkräfte stehen an vorgängig bestimmten Standorten wie Kreuzungen, Verkehrsinseln oder anderen Gefahrenstellen. Dem Rennen zehn Minuten voraus fährt ein Führungsfahrzeug mit einer grünen Lampe, das den Einsatzkräften signalisiert: Achtung, das Rennen naht. Ab diesem Zeitpunkt dürfen sie keinen Verkehr mehr in die Richtung der Rennfahrer lassen. Es sind nur noch Überquerungen und Fahrten in Zielrichtung möglich.

Fünf Minuten vor dem Rennen passiert ein Fahrzeug mit roter Lampe. Ab jetzt werden Kreisel und Kreuzungen komplett gesperrt, Autos an die Seite gelotst und auch sonst alles abgeriegelt. Wieso braucht es das Team rund um Guido Sereinig trotzdem? «Weil immer irgendwo ein Engpass entstehen kann», weiss Sereinig. «Die lokalen Einsatzkräfte können mit schwierigen Verkehrsführungen und uneinsichtigen Automobilisten beschäftigt sein oder es will genau in dem Moment ein Anrainer aus der Tiefgarage fahren und wird so zur unvorhersehbaren Gefahr», so Sereinig weiter. Aus diesen Gründen ist Guido Sereinig mit seinen zirka 30 Motorrädern direkt vor dem Rennen unterwegs.

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Die Motorradfahrer stammen mehrheitlich aus Polizeikorps.

Der Arbeitstag beginnt jeden Morgen vor dem Start zur Tagesetappe mit dem sogenannten Bogen-Meeting, in dem Guido Sereinig zusammen mit David Loosli die Leiter der lokalen Polizei, des Militärs und der Sanität über spezifische Aufgaben und Herausforderungen der aktuellen Etappenführung brieft. «Während für die Rennfahrer und Rennfahrerinnen die Alpenpässe die grössten He­rausforderungen mit sich bringen, sind diese Streckenabschnitte für uns bedeutend weniger hektisch, da die Passstrassen über weniger Seitenstrassen und Passierrouten verfügen. Hektisch und angespannt wird es immer im urbanen Raum. Städtische Gebiete mit all den verkehrsberuhigenden Elementen sind nicht für Radrennen konzipiert und bergen für das Peloton Gefahren», sagt Sereinig über seine tägliche Arbeit während einer Etappe.

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Jeden Morgen werden die Helfer über die spezifischen Herausforderungen der Etappe gebrieft.

«Dirigent» Sereinig

Im Rennen fährt der Chef der Sicherheitseskorte, einer Galionsfigur mit Schnauzbart gleich, aus dem Dachfenster ragend mit seiner Kelle und Trillerpfeife vor der Spitze des Rennens. Während er dabei die Einsatzkräfte auf den Motorrädern dirigiert, vertraut er seinem Stellvertreter Trevisan, der hinter dem Steuer des Autos sitzt: «Er pilotiert mich in allen Phasen des Rennens sicher durch die Gegend», schätzt Sereinig die Zusammenarbeit mit seinem Kollegen. Die Motorradfahrer verfügen über jahrelange Erfahrung und verstehen ihren «Dirigenten» fast blind. So setzt Sereinig seine Leute an Gefahrenstellen ein oder macht lokale Einsatzkräfte auf spezifische Pro­bleme aufmerksam.

Sobald die letzten Fahrerinnen bzw. Fahrer und der Besenwagen an einem Motorrad der Sicherheitseskorte vorbei sind, schwingt sich dieser wieder auf sein Motorrad und wartet auf eine gute Möglichkeit das Peloton zu überholen, um sich hinter dem Auto von Guido Sereinig wieder einzureihen. Auch die über hundert Hilfskräfte der Armee haben oft mehr als einen Einsatz pro Tag. Sie überholen das Rennen jeweils via Umfahrungsstrassen, wie beispielsweise Autobahnen.

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Rund 30 Motorradfahrer stehen täglich im Einsatz.

In Anbetracht all dieser Herausforderungen ist es eine logistische Glanzleistung, dass es die Tour de Suisse schafft, die Strassen jeweils nur für kurze Zeit zu sperren. Wer also im Juni am Strassenrand steht, darf Guido und seinem Team genauso frenetisch zujubeln wie den Radprofis.

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