«Social Media, um mit Kunden in Kontakt zu bleiben»
Facebook, Messenger, Instagram oder WhatsApp: Tino Krause, Länderchef für den deutschen Sprachraum bei Facebook, erklärt im zweiten Teil der Interview-Serie, wie Schweizer KMU vom Know-how des US-Grosskonzerns profitieren können.
WIRblog: Facebook hat zusammen mit der Weltbank und der OECD mit «Future of Business Survey» einen allgemeinen Bericht zur Lage von kleinen Unternehmen gemacht. Was sind die Erkenntnisse?
Tino Krause: Unsere Befragung hat gezeigt, dass digital aufgestellte Unternehmen grundsätzlich zuversichtlich sind, aber dennoch ihre Schwierigkeiten haben: Der Abbau von Stellen in verbraucherorientierten Branchen, hoher Finanzierungsbedarf, signifikante Umsatzeinbussen und Liquiditätsengpässe bestimmen weiterhin den Alltag von KMU. Wir sehen aber auch, dass die Digitalisierung weiter voranschreitet. 27 Prozent der aktuell noch geschlossenen KMU haben berichtet, dass sie eine Onlinepräsenz aufgebaut haben, um die Effekte der Corona-Krise abmildern zu können. Unsere jüngsten Ergebnisse richten den Blick vor allem auf Frauen und den Druck, Familie und Beruf auch in der Krise zu vereinbaren. Alle Berichte und unsere Erhebungsrunden sind übrigens hier zu finden: https://dataforgood.fb.com/global-state-of-smb/
Du hast das Stichwort Frauen bereits geliefert: Die Befragung zeigt auch, dass weiblich geführte Unternehmen sich eher digitalisieren als von Männern geführte Unternehmen. Wie kommt‘s?
Lass mich kurz ausholen: In allen drei Erhebungswellen hat sich gezeigt, dass sich insbesondere Unternehmen, die von Schliessungen und Einschränkungen betroffen sind, eine Onlinepräsenz aufbauen. Also beispielsweise eine Website oder eine Social Media-Präsenz, um mit Kunden in Kontakt zu bleiben und ihre Produkte über digitale Vertriebswege zu verkaufen. Über Länder- und Branchengrenzen hinweg hat sich dabei herauskristallisiert, dass weiblich geführte KMU gegenüber männlich geführten mit 10 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit eine Online-Präsenz aufbauen. Einen Grund dafür sehe ich darin, dass Frauen häufiger als Männer Kleinstunternehmen führen. Diese sogenannten Micro-Businesses haben es in der aktuellen Wirtschaftslage tendenziell noch schwerer, wieder auf die Beine zu kommen. Deshalb hilft es diesen Unternehmen besonders, wenn sie mit einfachen Mitteln Umsätze generieren und Kunden erreichen können.
«Virtual Reality hat für uns das Potential, nach ‹Mobile› die nächste grosse Entwicklung zu werden.»
Welche neuen Tools hat Facebook für KMU geschaffen?
Wir möchten Unternehmerinnen und Unternehmer dabei unterstützen, ihre Digitalstrategie auf- und auszubauen. Dafür schulen wir sie gezielt im Umgang und Einsatz mit unseren Plattformen und Produkten, sowohl für Facebook, als auch für Messenger, Instagram und WhatsApp. Das heisst, neben Informationen zu kostenpflichtigen Tools wie Werbeanzeigen geben Facebook-Marketing-Experten auch wertvolle handwerkliche Tipps für das Storytelling und das Gestalten der eigenen Unternehmensgeschichte, die auf allen digitalen Kanälen und völlig kostenfrei angewendet werden können. Daneben bieten wir unabhängig unserer laufenden Mittelstandsinitiative auch Blueprint, unser kostenloses E-Learning Programm, für interessierte Unternehmen an.
Der Standort Zürich wächst. Welche Bedeutung hat die Schweiz als kleines Land für Facebook?
Der Standort Zürich hat eine enorme Bedeutung für Facebook, weil er einer unserer Innovationstreiber für das gesamte Unternehmen ist. Seit 2016 sind wir mit eigenen Räumlichkeiten in Zürich präsent mit einem Schwerpunkt in den Bereichen Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR). In den vergangenen Jahren ist der Standort besonders in diesem Bereich stark gewachsen. Künftig werden hier mehr als 200 Mitarbeitende arbeiten. VR hat für uns das Potential, nach «Mobile» die nächste grosse Entwicklung zu werden. Bereits heute schafft VR Arbeitsplätze und ist in der Lage, immenses Wirtschaftswachstum zu generieren. Viele Unternehmen experimentieren mittlerweile mit VR, um ihre Produktivität zu erhöhen oder neuartige Kauferlebnisse zu bieten. Auch die Schweiz als Wirtschafts- und Forschungsstandort kann mit den richtigen Weichenstellungen von dieser neuen technischen Revolution profitieren.
Lesen Sie im dritten und letzten Teil in der kommenden Woche, weshalb KMU angesichts der Social-Media-Vielfalt ausgerechnet auf Facebook setzen sollen – und ob ein KMU ohne Digital-Marketing-Spezialisten überhaupt noch den Durchblick behalten.
Bisher erschienen: «Digitalisierte KMU haben Grund zur Hoffnung» (Teil 1 vom 12. Oktober 2020)
Interview-Serie mit Tino Krause
Tino Krause leitet seit Februar 2019 als Country Director DACH die Geschäftsentwicklung des Unternehmens in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in führenden Mediaagenturen und Unternehmen gilt er hierzulande als einer der wichtigsten Experten und Vertreter der Marketingbranche.
Bevor Tino Krause zu Facebook wechselte, war er Chief Executive Officer bei MediaCom, Deutschlands grösster Mediaagentur, und kümmerte sich dort insbesondere um die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens. Zu seinen Aufgaben zählten ausserdem die Optimierung des Bestandskundengeschäfts sowie der Kundenausbau.
Von 2013 bis 2017 war Tino bei der Mediaagentur MEC (heute Wavemaker), wo er erst in der Rolle des Chief Operating Officers und ab 2016 als Chief Executive Officer arbeitete. Vor seinem Wechsel zu MEC sammelte er langjährige Erfahrungen bei grossen Unternehmen: Fast fünf Jahre war er bei Telefónica in Madrid und übernahm dort schnell die Position des Head of Media & CRM Communication. Zuvor war Tino bei der Audi AG tätig und übernahm dort die Verantwortung für das nationale Mediamanagement. Seine Karriere begann er bei MediaCom, nachdem er 2002 erfolgreich das Studium der Business Administration an der Friedrich-Schiller-Universität Jena abschloss.
1 Kommentar
VR ist mit gigantischen Schritten auf dem Vormarsch. Es freut mich dies nun auch vermehrt in der Schweiz zu lesen. Wir haben uns deshalb kürzlich entschlossen visuelle Inhalte für KMU und Kleinstunternehmen zu produzieren in VR.