Resilienz durch gutes Netzwerk
Die steigenden Zinsen auf breiter Front haben früher oder später Auswirkungen auf die Bauwirtschaft. Vorausschauende KMU sind im Vorteil und können frei von Leidensdruck handeln und entscheiden.
Wir hatten uns (fast) schon daran gewöhnt: Geld ist praktisch gratis zu haben. Hypotheken in der Schweiz kosteten weniger als ein Prozent. Ursache dieses tiefen Zinsniveaus war die lockere Geldpolitik der US-amerikanischen und europäischen Zentralbank. Aber die ändern mittlerweile den Kurs: Die Zinsen sind bereits enorm gestiegen, mit dem Ziel die in die Höhe schnellende Inflation zu bremsen – und sie, die Zinsen, werden vermutlich in naher Zukunft noch mehr steigen. Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat mit der überraschend deutlichen Leitzinsanhebung von -0,75 auf -0,25 Prozent ein deutliches Signal in den Markt abgefeuert. Das hat nicht nur Auswirkung auf die Eigenheimbesitzer, sondern auch auf die Baubranche – und deshalb auf viele KMU (siehe dazu auch dieser Artikel zu «cleveren Finanzierungen»).
Die tiefen Zinsen haben Bauen so günstig gemacht, wie noch nie. Die Baubranche boomte in den vergangenen Jahren – getrieben durch das ständige Bevölkerungswachstum und den Anlagenotstand für viele Versicherungen und Pensionskassen. Auch viele Private nutzten die Chance, um ihren Traum vom Eigenheim zu verwirklichen.
Aufgrund der verschärften Regulierungen ist der Eigenheimmarkt schon seit 2014 stark rückläufig (-50%) und mit den steigenden Zinsen wird sich das nicht ändern. Auch im Wohnungsbau zeigt der Trend nach unten – Änderungen sind auch hier nicht zu erwarten (siehe dazu dieser Artikel im «Baublatt»).
Wie sieht die Zukunft aus?
Nach der US-amerikanischen Zentralbank (Fed) reagierte auch die Europäische Zentralbank (EZB) auf die enorme Inflation in diesen Regionen – sie gibt nach langem Zögern nun Gegensteuer. Sie steigt schrittweise aus der ultralockeren Geldpolitik aus und hat für Juli und September Zinserhöhungen angekündigt (siehe dazu die Berichterstattung in der «NZZ»).
Diese Anpassungen ausserhalb der Schweiz führen bereits zu saftigen Zinserhöhungen, mit denen wohl noch niemand so schnell gerechnet hätte. So hielt der Baumeister-Verband einen Zinsanstieg für 2022 als unwahrscheinlich, taxierte einen solchen aber als hohes Risiko.
Wie stark der Zinsanstieg die Nachfrage in der Bauwirtschaft dämpfen wird, bleibt abzuwarten. Schliesslich ist die Netto-Zuwanderung immer noch auf hohen Werten – und alle Zuwanderer wollen schliesslich auch irgendwo wo wohnen. Eines scheint aber klar: So rosig wie in den vergangenen Jahren wird es für die Bauwirtschaft nicht mehr sein. Der Verdrängungskampf wird zunehmen und man wird noch intensiver kämpfen – wie üblich über Preisnachlässe.
Der Verdrängungskampf wird zunehmen und man wird noch intensiver kämpfen – wie üblich über Preisnachlässe.
Resiliente Unternehmen sind im Vorteil
Unter diesen Vorzeichen scheint klar: Nicht jede Unternehmung wird überleben. Aber was trennt denn die Spreu vom Weizen? Das Zauberwort heisst Resilienz.
Unter Resilienz versteht man die Fähigkeit, eine Störung zu verkraften. Die Frage ist: Was muss eine Unternehmung tun, um die Resilienz zu erhöhen? In Anlehnung an die «4-R-Theorie» von Charlie Edwards sind folgende vier Punkte zu beachten, um die Resilienz zu steigern:
- Robustheit («robustness»): z.B. gesunde Finanzen mit genügend Reserven, um auch mal eine schwierige Zeit überbrücken zu können
- Redundanz («redundancy»): die Möglichkeit, auf alternative Geschäftsfelder ausweichen zu können
- Einfallsreichtum («resourcefulness»): die Fähigkeit, kreativ auf Veränderungen reagieren zu können
- Schnelligkeit («rapidity»): eine rasche Reaktion bei Veränderungen
Zur Resilienz gehört es also, vorausschauend zu handeln und schon in guten Zeiten vorzusorgen. Und es braucht den Mut, frühzeitig Schmerzen auf sich zu nehmen (z.B. in Form von Geschäftsmodellanpassungen oder Restrukturierungen) bevor ein ernsthafter Leidensdruck entsteht (siehe dazu auch dieser Artikel aus dem Magazin «Finance»).
Resilienz durch Netzwerkorientierung
Eine weitere wichtige Komponente ist der Aufbau von Netzwerken, schreibt Sebastian Mauritz, ein führender Resilienzberater aus Deutschland, auf resilienz-akademie.com – denn «Netzwerkorientierung ist die Investition in Ihr Auffangnetz für Krisen».
Ein gutes Netzwerk zeichnet sich immer dadurch aus, dass ein Gleichgewicht von Geben und Nehmen besteht (siehe auch «Solidarität im Eigeninteresse»). Damit das funktioniert, müssen die Beziehungen frühzeitig aufgebaut und gepflegt werden. Denn man hilft lieber anderen Menschen, wenn man selbst schon Hilfe erhalten hat.
WIR – das Netzwerk für Ihre Resilienz
Die gegenseitige Hilfe von KMU ist die Grundidee des WIR-Netzwerks. Deshalb fördert WIR die Resilienz der teilnehmenden Unternehmen – und das schon länger, als der Begriff Resilienz überhaupt benutzt wird. Durch gegenseitige Geschäfte – in guten wie in schlechten Zeiten – werden Geschäftsbeziehungen aufgebaut. Im Rahmen von Anlässen der regionalen WIR-Networks, lernen sich die Unternehmer auch persönlich kennen. Nicht selten entwickeln sich sogar Freundschaften.
Zusammengehalten wird das Netzwerk durch den Einsatz der einzigartigen Komplementärwährung WIR. Sie ist der Kit, der die Netzwerkteilnehmer zusammenhält.
WIR-Teilnehmer wissen: In schlechten Zeiten, kann man sich auf das WIR-Netzwerk verlassen. Deshalb pflegen Sie das Netzwerk schon in guten Zeiten und profitieren so von Gegengeschäften – auch indirekt.
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