Hotel Hannigalp: «Feu sacré» in Grächen
Das Dreisterne-Superior-Haus ist eines der Vorzeigehotels im familienfreundlichen Walliser Ferienort. Als Olivier Andenmatten den Betrieb der Familie in vierter Generation übernahm, war er erst 23 Jahre alt. Der Hotelier blickt heute auf zwei erfolgreiche Jahrzehnte zurück.
Die Anreise ist spannend: Von Visp geht es mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn das Mattertal hinauf in Richtung Zermatt bis St. Niklaus, dem Hauptort des Tales. Vor 1951, als noch keine Strasse hinaufführte nach Grächen, wurden die Gäste an der kleinen Bahnstation des Weilers Kalpetran auf 870 m ü.M. abgeholt. Maultiere transportierten das Gepäck hinauf in das auf gut 1600 m ü.M. gelegene Dorf Grächen; die Herrschaften mussten den steilen, mühsamen und ungemein langen Saumweg grösstenteils zu Fuss bewältigen. Heute nimmt man in St. Niklaus das Postauto und lässt sich in 20-minütiger Fahrt sicher durch die Haarnadelkurven chauffieren.
Grächen, an einem Sonnenhang hoch über dem Tal gelegen, besteht aus einer weitläufigen Sammlung von Ferienchalets und Bergbauernhäusern diverser Epochen, aus Pensionen, Restaurants, Bars und familiären Hotels, aus uralten, sonnengeschwärzten Spychern auf hölzernen Pfeilern. Es gibt einen Coop, einen Volg, einen Denner-Satelliten, eine Post mit der Endstation des Postautokurses.
Autofreie Zone
Hinter dem Polizeiposten über dem Hauptplatz beginnt bei der steinernen, 1935 erbauten Kirche die autofreie Zone. Nur Elektrofahrzeuge dürfen hier verkehren und natürlich die aktiven Sommergäste auf ihren Mountainbikes und E-Velos. Auf einer Wiese weiden Schwarznasenschafe. Nach gut fünf Fussminuten erreicht man das Dreisterne-Superior-Hotel Hannigalp, von einem riesigen Nadelbaum am Strässchen halb verdeckt.
Das Aktiv Hotel & Spa Hannigalp kann maximal 70 Gäste beherbergen. Im Restaurant wird eine regionale, saisonale Küche angeboten. Man gehört der «Gilde etablierter Schweizer Gastronomen» an, wie ein Diplom an der Wand bekundet. Geführt wird der Betrieb von Olivier und Sandra Andenmatten.
Oliviers Urgrossvater hat hier 1909 das erste Hotel gebaut, dessen Ansichten auf vergrösserten Schwarz-weiss-Fotografien die Wände des Restaurants zieren. Vom ursprünglichen Bau zeugen noch dicke Aussenmauern. Zuvor schon hatte hier ein Holzhaus gestanden, das ein paar Wochen im Sommer Wanderer und durchreisende Pilger beherbergte.
Für das Hallenbad die Ferienwohnung verkauft
In den 1940er-Jahren wurde das Haus erstmals auch in der Wintersaison geöffnet. Grossvater Julius Andenmatten liess dafür Heizungen einbauen. Ein Pionier war auch Vater Raymond Andenmatten, der das Hotel 1984 um Grächens erstes (und bisher einziges) Hallenbad erweiterte. «Um das Bad finanzieren zu können, verkaufte mein Vater die Ferienwohnung im Tessin», erzählt Olivier Andenmatten lachend, «und zwar still und heimlich, ohne Mutter etwas davon zu erzählen.»
Die vier Andenmatten-Generationen haben stets das gleiche Geschäftsprinzip verfolgt: Wenn man im Bereich der Ferienhotellerie, wo es nicht an Konkurrenz mangelt, Erfolg haben will, muss man vorausdenken und permanent à jour bleiben. Laufend sind Investitionen notwendig, um das Angebot auf dem neuesten Stand zu halten und die Ansprüche der Gäste zu erfüllen. Und das geht nicht ohne persönliche Opfer: Um für seine Familie sorgen zu können, arbeitete Grossvater Julius Andenmatten nebenbei noch längere Zeit als Küchenchef im Hotel Ambassador in Zermatt.
In einem anderen Zermatter Hotel, im «Schweizerhof», absolvierte Olivier Andenmatten 1991 bis 1994 die Kochlehre. Im Familienbetrieb in Grächen hatte er natürlich schon lange mitgearbeitet. Unmittelbar nach der Lehre besuchte er Kurse, um das Wirte- und dann das Hotelierspatent zu erwerben, die im Wallis für den Betrieb eines Hotels unabdingbar sind.
Nach der RS ins «Hannigalp»
In der Hotellerie ist es üblich, nach der Ausbildung Lehr- und Wanderjahre im Ausland zu absolvieren. Olivier Andenmatten wählte einen anderen Weg und stieg schon 1996, nach der Rekrutenschule, in den Familienbetrieb ein. Drei Jahre lang arbeitete er mit den Eltern zusammen in der Küche, an der Rezeption und überall, wo er gebraucht wurde. Dann übernahm er am 1. Dezember 1998 das Hotel. Er war 23 Jahre alt.
Das sei völlig freiwillig geschehen, sagt er heute. Sein Vater Raymond war «ein Hotelier durch und durch». Aber er war schon 70 Jahre alt; seine Gesundheit liess zu wünschen übrig. Und er konnte loslassen. «Vater hat immer gesagt: Du musst das machen wollen, sonst hältst du keine 13- und 14-Stunden-Arbeitstage durch. Ohne feu sacré fällst du auf die Schnauze.» Olivier Andenmatten spürte dieses feu sacré und spürt es noch heute.
Auf ausgedehnten Reisen durch Australien, Kalifornien oder Kanada jeweils im Mai und November, wenn das «Hannigalp» geschlossen ist, erwarb er doch noch Auslanderfahrung. Die Reisen zeitigten erfreuliche Folgen für seine Sprachkenntnisse. Denn «Englisch wird in der Hotellerie immer wichtiger. Wir haben hier im Sommer zunehmend Hiking- und Trekking-Gruppen aus den USA, Grossbritannien, Australien und der ganzen Welt». Mit denen sollte ein guter Gastgeber, der sich persönlich seiner Gäste annimmt, natürlich Englisch parlieren können.
Verliebt im Tiefschnee
Vor zehn Jahren hat Olivier Andenmatten die Bernerin Sandra Stettler geheiratet. Die beiden, der Hotelier aus Grächen und die Floristin, die in einem Blumenladen in Saas-Fee arbeitete und in einem Restaurant aushalf, lernten sich bei einem spektakulären Erlebnis kennen: Beide hatten sich einen Wunschtraum erfüllt und sich für ein Heliskiing im Monte-Rosa-Gebiet angemeldet. Zusammen befanden sie sich im ersten Helikopter, der sie in die 4 200 Meter hohe Bergwelt flog, die total unberührt vor ihnen lag, weil nachts ein halber Meter Schnee gefallen war.
«Wir erwischten den Tag der Tage», erzählt er: «Wir kamen uns vor wie die ersten Menschen in dieser unglaublichen Landschaft.» Was dem Walliser an der Bernerin als erstes auffiel: «Sie fuhr noch besser Ski als ich.» Nach dem Mittagessen mit der Gruppe lud er sie ein, noch ein wenig Skifahren zu gehen, und das eine ergab das andere. Jedenfalls haben sie heute zwei Buben: Noah (9) und Nevio (6).
Familienleben im Familienhotel
Im Gegensatz zum nahe gelegenen, mondänen Zermatt positioniert sich Grächen als familiäre Destination. Seit der Wintersaison 2011/12 fährt zum Beispiel die Märchen-Gondelbahn hinauf auf die Hannigalp (von der das Hotel der Familie Andenmatten seinen Namen bezieht). Sobald man eingestiegen ist, erzählt die bekannte Schauspielerin Silvia Jost ab Band eine Geschichte, die genauso lange dauert wie die Fahrt. Oben angekommen, erwartet die Kinder ein 50 000 m2 grosser Familienpark – einer von insgesamt elf in der Region Grächen / St. Niklaus, ausgestattet mit Kletterfelsen, Riesenrutschen, Tube-Bahn, Seilpark, Baggerstation im Sommer und Zauberteppichen, Iglus, Lernelementen, Rennstrecke im Winter.
Auf 250 km Wanderwegen in der grandiosen Walliser Bergwelt rund um Grächen und St. Niklaus bis nach Zermatt und Saas-Fee, zum Teil entlang der alten Bewässerungskanäle, der Suonen, findet jeder Wanderer genau die Strecke, die seinen Ansprüchen und seiner Fitness entspricht. Mountainbiker, Nordic Walker, Jogger und Reiter kommen natürlich ebenfalls zum Zug, und im Winter stehen rund 50 km Skipisten bereit.
Das Aktiv Hotel & Spa Hannigalp versteht sich ebenfalls als Familienhotel und bietet neben normalen Doppelzimmern und Superior-Komfortzimmern auch grössere, gemütliche Familienzimmer an. Kinder unter sechs Jahren übernachten im Zimmer der Eltern gratis, jene von sechs bis elf zum halben Preis und jene von zwölf bis 15 mit 30 % Ermässigung. Den höchsten Komfort bieten zwei neue Familiensuiten über dem Spa mit jeweils zwei Schlafzimmern, separatem Wohnbereich und direktem Spa-Zugang.
Ein Spa – auch für sich allein
Dieser Spa-Trakt ist Olivier Andenmattens Beitrag zur permanenten Weiterentwicklung des Hotels gemäss der Familientradition. Vor fünf Jahren hat er hier zwei Millionen Franken investiert, einen 500 m2 grossen Spa- und Wellnessbereich, Fitness- und Massageräume bauen lassen, darüber die zwei Familiensuiten. Gleichzeitig hat er das Hallenbad renoviert.
Spa und Hallenbad stehen zuallererst den «Hannigalp»- Gästen zur Verfügung. Zweitens haben die Gäste der anderen drei Häuser Zugang, welche in der Hotelkooperation «Matterhorn Valley Hotels» eng zusammenarbeiten (Olivier Andenmatten ist ihr Geschäftsleiter). Und drittens können externe Gäste das Schwimmbad (Eintritt: 9 CHF) und den Wellnessbereich (Eintritt: 32 CHF) zwischen 08.00 und 16.00 Uhr benutzen. Wenn man seine Ruhe haben will, kann man zwischen 20.00 und 23.00 Uhr einen Spa-Bereich sogar ganz privat mieten (Das kostet 30 CHF pro Person für Hotelgäste und 49 CHF für Externe).
Gute Erfahrungen mit WIR
Dass schon sein Vater mit WIR arbeitete und er selber von Anfang an 100 % WIR angenommen hat, kam ihm bei diesem umfangreichen Unternehmen sehr zupass. Einerseits konnte er lokale Unternehmer berücksichtigen, von denen einige WIR akzeptieren. Und etwa ein Fünftel der Baukosten konnte Olivier Andenmatten mit einem WIR-Kredit der WIR Bank finanzieren, den er wiederum in WIR amortisieren kann. «WIR ist für mich ein willkommenes Zusatzgeschäft», sagt der Hotelier. «Die Idee, dass KMU untereinander mit WIR Handel betreiben, finde ich brillant. Und wir sind ein typisches KMU.»
Bergabenteuer und Wellnessgenuss für die gesamte Familie
Im gemütlichen, autofreien Dorfteil von Grächen, empfängt Sie das herzliche und aussergewöhnliche «Aktiv Hotel & Spa Hannigalp***S» mit fantastischem Spa, tollem Wellness-Angebot und dem einzigen Hallenbad im Ort. Ob aktiv in alpinen Traumlandschaften oder traumhaft alpin im Spa: Ihrer individuellen Urlaubslaune sind hier kaum Grenzen gesetzt. Grosse und kleine Gäste tanken Kraft, Energie und jeden Tag eine grosse Portion gute Laune. Hier starten Sie mit atemberaubendem Panorama und Geniesser-Frühstück in den Tag und mit unwiderstehlichen Schweizer Spezialitäten vor romantischer Alpenkulisse in den Abend.
WIR-Annahmesatz: 100 Prozent
Zwölf Vollzeitbeschäftigte arbeiten im Aktiv Hotel & Spa Hannigalp, drei Aushilfen zu 30 bis 50 %, dazu Sandra und Olivier Andenmatten. Zwei junge Leute erlernen hier den Beruf «Hotel-Kommunikationsfachfrau/-fachmann» mit eidg. Fähigkeitszeugnis. Diese relativ neue Ausbildung soll Lernende befähigen, an der Rezeption und in der Gästebetreuung zu arbeiten, Aufgaben im Backoffice wie Marketing und Kommunikation zu übernehmen und notfalls in allen Bereichen des Hotels auszuhelfen.
Genau das tut auch Olivier Andenmatten: Als Inhaber und Direktor ist er natürlich für die Führung des Hauses verantwortlich, für die Strategie, die Finanzen, die gesamte Betriebsorganisation, das Marketing und den Einkauf der Getränke und des Nonfood. Dass sein 15 Jahre älterer Bruder André seit 30 Jahren den führenden Grossmarkt AA’s Cash & Carry in Visp besitzt, mit unter anderem fast 1000 verschiedenen Weinen im Angebot, erleichtert die Beschaffung natürlich entscheidend. Die Lebensmittel kauft Küchenchef Alessandro Dainese ein. Dazu springt der Chef überall ein, wo gerade eine Arbeitskraft gebraucht wird: in der Küche, an der Rezeption. «Notfalls spiele ich auch den Portier», sagt er.
Sandra Andenmatten, die auch eine Massageausbildung absolviert hat, ist für die Innendekoration des Hauses, für Blumen und Pflanzen zuständig und organisiert je nach Wunsch der Gäste die Massagen, meist mit Freelancern aus der Gegend. Und natürlich leistet sie weitgehend die Familienarbeit, ein rechter Aufwand mit zwei kleinen Buben. Auch sie kann, wenn nötig, einspringen, sei es für Massagen, sei es im Service. Sandra und Olivier Andenmatten sind ein eingespieltes Team.
Fussball und Marathon
Aber bei ihm, mit seinen XXL-Arbeitstagen, kommen Familie und Freizeit doch bestimmt zu kurz, oder? Olivier Andenmatten verneint: Die Familie wohnt nur 30 Meter vom Hotel entfernt. Zum Mittagessen und nach der Schule sieht er seine Buben immer. «Und am Sonntag ist Familientag, da arbeite ich nicht – oder höchstens ein paar Stunden am Morgen.»
Zudem ist Olivier Andenmatten sehr sportlich. Kurzzeitig hatte er in seiner Jugend die Idee, Sport- und Geografielehrer zu werden. Er lebt das in mancherlei Hinsicht aus: Mit den Gästen seines Hauses und der anderen «Matterhorn Valley Hotels» geht er auf Mountainbike-Touren. Beim Zermatt Marathon, der wieder am 4. Juli 2020 stattfinden wird, amtet er als OK-Präsident. Und er trainiert die E-Junioren des Fussballclubs St. Niklaus. Das ist der Heimclub des bekannten Fussballers Jean-Paul Brigger, der 1983 Schweizer Torschützenkönig wurde und 35 Spiele mit der Nationalmannschaft bestritt. Auch dort hat Olivier Andenmatten seine Familie dabei: Sohn Noah gehört zur Mannschaft; Sohn Nevio spielt auch schon gerne.
Fotos: Raffi Falchi
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