Der richtige Annahmesatz: Schlüssel zum Erfolg im WIR-Netzwerk
Er gehört zu den wichtigsten Facetten im WIR-Netzwerk: Der Annahmesatz. Je höher er ist, desto attraktiver ist man als Unternehmen für andere WIR-Teilnehmer. Aber müssen es immer 100 Prozent sein? Kaum ein Thema beschäftigt so stark, wie die «richtige» Höhe des Annahmesatzes und gleichzeitig gibt es auch viele Wissenslücken, Mythen und Halbwahrheiten. Damit soll hier aufgeräumt werden.
Die Regeln
Alle Teilnehmenden am WIR-System wählen einen generellen Annahmesatz, der für ihr gesamtes Sortiment verbindlich ist. Der WIR-Annahmesatz kann zwischen 0 und 100 Prozent liegen und gilt bis zur Obergrenze von 5 000 WIR pro Auftrag/Vertragsabschluss. Alles, was darüber hinausgeht, kann individuell zwischen den Geschäftspartnerinnen und -partnern verhandelt werden. Der verbindliche Annahmesatz ist auf wirmarket.ch ersichtlich.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung:
Ein Autoverkäufer ist im WIRmarket mit einem Annahmesatz von 30 Prozent eingetragen. Er verkauft nun ein Fahrzeug im Wert von 40 000 Franken. 30 Prozent von 40 000 sind 12 000, was über der definierten Obergrenze von 5 000 WIR pro Auftrag liegt. Deshalb ist der Autoverkäufer nur verpflichtet, 5 000 WIR zu akzeptieren. Natürlich steht es ihm frei, mehr WIR zu nehmen.
Die Obergrenze von 5 000 WIR pro Auftrag bietet je nach Branche die Möglichkeit, dank eines höheren Annahmesatzes für potentielle Kundinnen und Kunden attraktiver zu sein.
Mehrere Annahmesätze
Für viele Unternehmen ist es aus kalkulatorischen Gründen nicht möglich, einen hohen Annahmesatz für alle Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Vielleicht können sie auf Arbeitszeit 100% WIR nehmen, beim Verkauf von Produkten aber nicht – oder umgekehrt.
Hier bietet es sich an, mit mehreren Annahmesätzen zu arbeiten. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer können zwei zusätzliche Annahmesätze definieren – diese müssen höher sein als der generelle Annahmesatz.
So kann z.B. das Radio-/Fernsehgeschäft einen generellen Annahmesatz von 20 Prozent definieren, den es auch gerne beim Kauf eines neuen Gerätes akzeptiert. Mit einem zweiten Annahmesatz erklärt es sich bereit, 50 Prozent WIR auf die Arbeitszeit zu akzeptieren.
Im WIRmarket erscheint dann bei Annahmesatz «20% – 50%» und so wird sofort ersichtlich: Hier lohnt es sich, etwas genauer hinzuschauen.
Die Einsatzmöglichkeiten für mehrere Annahmesätze sind fast unbegrenzt:
- Einzelmenüs vs. Bankette /Seminare
- Arbeit vs. Produkte
- Hauptsaison vs. Nebensaison
- Aktuelle Ware vs. Ausverkauf
- Abhängigkeit vom Auftragswert
- etc.
Einnahmen planen – richtig kalkulieren
Wie kommt man als Unternehmen nun zum richtigen Annahmesatz?
Für viele Unternehmerinnen und Unternehmer ist klar: Wenn die Produkte/Rohstoffe nicht mit WIR beschafft werden können, muss der Annahmesatz im Bereich der Bruttomarge liegen. Diese Argumentation ist sicher nicht falsch. Oft wird aber vergessen, den Anteil des WIR-Geschäftes am Gesamtgeschäft zu berücksichtigen.
Rund 25 000 Unternehmen arbeiten mit WIR – das sind rund 5 – 10 Prozent aller Unternehmen in der Schweiz. Für die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer bedeutet dies, dass auch maximal 10 Prozent ihrer Kundschaft mit einem WIR-Anteil bezahlen wollen.
Selbst wer einen Annahmesatz von 100 Prozent anbietet, wird also kaum mehr als 10 Prozent des Gesamtumsatzes in WIR einnehmen. Ein Wert, der für viele KMU im Rahmen der Bruttomarge liegt.
Gleichzeitig müssen sich Unternehmen zwei Fragen stellen:
- Wie kann das so eingenommene WIR wieder eingesetzt werden?
- Reicht die Liquidität, um die Zeit bis zum WIR-Einsatz zu überbrücken?
Oft haben WIR-Teilnehmer Angst, mit WIR überschwemmt zu werden und dann in Liquiditätsengpässe zu geraten. Diese Angst ist in der Regel unbegründet. Sollte es trotzdem mal zu dieser Situation kommen, hilft die Bank WIR mit der Liquiditätsgarantie.
Die Kundenberaterinnen und Kundenberater sowie das Team WIR-Beratung & Netzwerk helfen gerne dabei, neue WIR-Absatzkanäle zu finden.
Je höher desto attraktiver?
Der Annahmesatz ist das wohl wichtigste Marketinginstrument im WIR-Geschäft. Wer einen hohen Annahmesatz bei einem fairen Preis anbietet, verbessert seine Chancen auf neue Kundschaft, mehr Aufträge und eine höhere Auslastung.
Muss man als Unternehmen einen Annahmesatz von 100 Prozent haben, um überhaupt eine Chance auf WIR-Aufträge zu haben? Nein, natürlich nicht. Es lohnt sich, die Konkurrenz auf dem WIRmarket zu vergleichen. Welchen WIR-Anteil nehmen die Mitbewerberinnen und Mitbewerber? Wenn alle im Bereich von 10 Prozent liegen, kann man sich auch schon mit einem Satz von 30 Prozent abheben.
Wichtig ist dabei auch die Zielgruppe im Auge zu behalten. Bei Investitionsgütern für KMU können Annahmesätze von 10 Prozent durchaus attraktiv sein – das hängt ganz vom Angebot ab. Richtet sich das Angebot aber an die Privatkundschaft, kann es auch mit einem Annahmesatz von 30 Prozent schon schwierig werden. Wer fährt schon extra in ein WIR-Restaurant, um 3,50 Franken in WIR zu bezahlen?
Handling – manchmal ist mehr auch weniger
Beim WIR-Annahmesatz sollte auch das Handling berücksichtigt werden. Ein Restaurant mit einem Annahmesatz von beispielsweise 30 Prozent wird es nicht einfach haben. Denn viele Servicekräfte werden Mühe haben, 30 Prozent von 142 Franken auszurechnen – ohne Taschenrechner dürfte das heute auch vielen kaufmännisch ausgebildeten Mitarbeitenden schwerfallen. Dies wird dazu führen, dass sie erst nach einem Taschenrechner suchen müssen – und damit Zeit verlieren, die sie sonst für andere Gäste einsetzen könnten. Das Potential für Reklamationen und schlechte Erfahrungen beim Zahlen ist hoch. Gerade für Restaurants empfiehlt es sich deshalb, einen Annahmesatz von 50 oder 100 Prozent zu wählen.
Oder man investiert in ein Zahlterminal, das die Aufteilung WIR/CHF selbst vornehmen kann – wie zum Beispiel das Wallee PAX A920Pro.
Tipp: Mit Aktionen arbeiten
Es gibt immer wieder Situationen, in denen die Auslastung mal nicht ganz so hoch ist. Das ist die Gelegenheit, um mit Aktionen zu arbeiten. Bei einer Aktion erhöht man den WIR-Annahmesatz für einen gewissen Zeitraum. Dabei kann unterschieden werden, ob die Aktion auf das gesamte Angebot der Firma gilt oder nur auf eine Artikelkategorie oder einen Artikel. Aktionen sind im WIRmarket leicht an der orangen Farbe des Annahmesatz erkennbar. Der normale Annahmesatz ist daneben in grau und durchgestrichen noch ersichtlich.
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