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Empfehlungen für die Digitale Transformation im KMU

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von Alain Veuve

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Digitale Transformation ist das Buzzword. Für KMU-Unternehmer ist es wichtig bei der Vielzahl von Themen sich nicht zu verzetteln und stets den Überblick zu behalten.

Es ist für viele Unternehmen nicht gerade einfach, erste Schritte in einem Veränderungsprozess, wie jenem der Digitalisierung zu machen. Begriffe wie «E-Commerce», «Snapchat», «Facebook», «AdWords», «Big Data», «Analytics» und weitere prasseln tagtäglich auf Entscheidungsträger ein und sorgen überhaupt nicht dafür, dass mehr Klarheit in das Thema kommt.

Der technologische Fortschritt schreitet aber, wie das Wort ja schon sagt, fort – und wir sehen eine Entwicklung, die sich bereits stark beschleunigt hat und es auch weiterhin (und zunehmend) tun wird. In diesem Zusammenhang ist es für KMU-Unternehmer von grosser Wichtigkeit, sich eben nicht in der Vielzahl von digitalen Themen zu verzetteln, sondern in erster Linie die unterliegenden, wichtigen und groben strategischen Striche richtig zu setzen.

Entscheidend dabei ist es, zu erkennen, dass in einem stark von technologischem Wandel geprägten Umfeld die Agilität und die Resilienz eines Unternehmens zur wichtigsten Kernkompetenz wird. Denn wer sich jeweils auf die neuen und schnellen Veränderungen gut einstellen kann, dem wird es gelingen, sein Unternehmen und sein Marktangebot laufend anzupassen und so relevant zu bleiben.

Oft fehlt dieses Bewusstsein – oder entwickelt sich nur schleppend, zum Beispiel erst nach negativen Erfahrungen. In meiner Tätigkeit als Digitalisierungs-Coach gebe ich KMU-Unternehmern meist 4 wichtige Punkte mit.

Diese Punkte habe ich auch im Rahmen der Roadshow «KMU – und du?» der WIR Bank diesen Sommer einem interessierten Publikum erläutern dürfen.

kmu-und-du-roadshow

1. Beginnen Sie bei sich selbst

Ich erlebe oft, dass vor allem ältere Entscheidungsträger und Unternehmer sich zu wenig konkret die Frage stellen, ob sie einen fundamentalen Wandel im Unternehmen überhaupt noch stemmen können und/oder wollen. Grossen Respekt habe ich vor Patrons, die sich nach jahrelanger Arbeit bewusst dagegen entscheiden, eine solche nächste anstrengende Phase im Unternehmen in Angriff zu nehmen. Ich finde, das ist eine legitime Entscheidung.

Meist werden dann jüngere Mitarbeiter nachgezogen, die die entsprechende Motivation und Kraft haben, um diese Arbeit zu machen. Es ist also wichtig: Bevor man sein Unternehmen umzugestalten beginnt, als Führungsperson ehrlich zu sich selbst zu sein.

2. Sprechen Sie mit Ihren Kunden

Den zweiten Punkt spreche ich eher ungern an, da dieser eigentlich «uralt» ist. Sie glauben aber nicht, wie viele Geschäftsleitungsvorsitzende ich in den vergangenen Jahren kennengelernt habe, die schon lange keine ausgedehnten Gespräche mehr mit ihren Kunden geführt haben. Dabei sind es gerade diese Gespräche, in denen man vom Kunden unheimlich viel lernen kann. Das KMU ist hier klar im Vorteil, weil die Kundennähe oft sehr viel direkter ist als in grossen Unternehmen.

3. Starten Sie bei der Kundenerfahrung und machen Sie kleine Schritte

Ich erlebe auch oft, dass aus Digitalisierungsbestrebungen große unternehmensweite Projekte gemacht werden, welche meist von den KMU gar nicht wirklich gestemmt werden können. Ich rate daher zu einer Politik der kleinen Schritte. Versuchen Sie, jeden Tag kleine Dinge zu verbessern und zu verändern. Ein guter Einstiegspunkt ist, an der Kundenerfahrung (oder Customer Experience) zu arbeiten. Die Kundenerfahrung ist sozusagen die Summe aller Erlebnisse, die der Kunde mit der Firma hat. Es zählt also nicht nur ein Parameter, sondern es gilt in möglichst allen Bereichen gut zu sein. Ich denke der Leitspruch «Überall ein bisschen besser» bringt zum Ausdruck möglichst ganzheitlich ein gutes Angebot zu schaffen.

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«KMU – und du?»-Roadshow 2016 in Basel

4. Erarbeiten Sie eine Teamkultur des Wandels

Der vierte und letzte Punkt ist zugleich auch der schwierigste: Sie müssen im Team mit Ihren Mitarbeitenden eine Kultur entwickeln, die Wandel und Veränderung begrüsst. Das ist leicht gesagt, aber schwierig umzusetzen. Denn oft sind Mitarbeitende über Jahre hinweg an gewisse Abläufe, Konstanten und Prozesse gewöhnt worden. Genau diese Konstanten werden in Zukunft jedoch aufgebrochen und die Mitarbeitenden dadurch aus ihrer Komfortzone hinausgeschoben. Und das hat niemand gerne.

Es gibt hier keine schnellen Lösungen und auch keine Abkürzungen – sondern es ist in der Regel intuitive Führungsarbeit, die viel Einfühlungsvermögen abverlangt. Gelingt es allerdings, sind die Vorteile enorm: Es sind dann nicht mehr Sie, als Entscheidungsträger oder Chef, der quasi von oben herab Veränderungen und Neuerungen verordnet, sondern es sind die Mitarbeitenden selbst, die mit Veränderungs- und Verbesserungsvorschlägen an Sie herantreten. So bleibt die Weiterentwicklung des Unternehmens nicht Chefsache, sondern ist breit abgestützt und damit erfolgreicher.

Natürlich gibt es noch weitere Komponenten und Stossrichtungen, die wichtig sind. Die oben erwähnten Punkte halte ich jedoch für die Wichtigsten. Das Gute an unserer Zeit ist, dass man ohne weitere Hilfsmittel, «nur» mit dem Internet ausgestattet, extrem viel lernen kann. Ich möchte Sie daher ermutigen in diese Arbeit Ihre Zeit zu investieren und die Lernkurve des Digitalen auf sich zu nehmen.

Und so dürfen Sie alles tun. Wirklich alles. Nur eines nicht: Nichts tun. Denn verändern Sie Ihr Unternehmen nicht, passen Sie es nicht dem neuen und sich ständig verändernden Umfeld an, wird der Markt Sie früher oder später fallen lassen. Und genau das will niemand.

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Alain Veuve

Managing Director bei AOE (www.aoe.com), Thought Leader und Blogger alainveuve.ch (www.alainveuve.ch)

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