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Einschränkung des Einkaufstourismus: Chancen für KMU in der Schweiz

8 min.
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von Claudio Gisler

22 Beiträge

Ab Januar 2025 senkt der Bund die Wertfreigrenze für private Einkäufe im Ausland von 300 auf 150 Franken. Diese Massnahme trifft besonders Haushalte mit begrenztem Einkommen, Familien und Rentner, die regelmässig ennet der Grenze einkaufen.

Ab Januar 2025 senkt der Bund die Wertfreigrenze für private Einkäufe im Ausland von 300 auf 150 Franken. Diese Massnahme trifft besonders Haushalte mit begrenztem Einkommen, Familien und Rentner, die regelmässig ennet der Grenze einkaufen, um von tieferen Preisen und der Mehrwertsteuerrückerstattung zu profitieren. Jährlich geben Schweizer Konsumenten über 8,5 Milliarden Franken für Einkäufe im Ausland aus. Für diese Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet dies eine Einschränkung ihrer bisherigen Einkaufsmöglichkeiten und eine deutliche Erhöhung der Lebenskosten. Gleichzeitig bietet diese Entwicklung eine grosse Chance für die lokalen KMU in der Schweiz.

Auswirkungen auf KMU – Eine Chance zur Stärkung der lokalen Wirtschaft

Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in der Schweiz ist die neue Regelung eine willkommene Entlastung. Seit Jahren leiden Schweizer Detailhändler unter dem Einkaufstourismus, da die günstigeren Preise im Ausland für sie ein Wettbewerbsnachteil sind. Mit der Senkung der Freigrenze werden Auslandseinkäufe unattraktiver. Viele Konsumentinnen und Konsumenten werden sich vermehrt überlegen, ob es sich noch lohnt, im benachbarten Ausland einzukaufen, und sich stattdessen nach Anbietern in der Schweiz umsehen.

KMU sollten diese Chance nutzen, um wieder eine treue Kundschaft aufzubauen – mit einem klaren Fokus auf Qualität, persönlichen Beziehungen, regionaler Verbundenheit und cleveren Preismodellen.

Alternative Strategien gegen ausländische Konkurrenz

Um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben, müssen KMU jedoch mehr tun, als nur auf eine staatliche Regelung zu hoffen. Hier einige Strategien, um der Konkurrenz aus dem Ausland entgegenzutreten:

  1. Fokus auf Regionalität und Nachhaltigkeit: Schweizer Produkte können durch eine klare Betonung von Regionalität und Nachhaltigkeit punkten. Viele Konsumentinnen und Konsumenten sind bereit, für qualitativ hochwertige und umweltfreundliche Produkte mehr zu zahlen – insbesondere dann, wenn diese die lokale Wertschöpfung unterstützen.
  2. Kundenerlebnis verbessern: KMU sollten die Nähe zu ihren Kundinnen und Kunden als Vorteil nutzen. Persönliche Beratung, ein hoher Service-Level und das Schaffen einer emotionalen Bindung durch besondere Einkaufserlebnisse können oft über den Preis hinaus die Kaufentscheidung beeinflussen.
  3. Digitale Präsenz ausbauen: Auch wenn der Einkauf vor Ort ein starkes Element ist, sollten KMU in der Schweiz nicht auf die Möglichkeiten des E-Commerce verzichten. Eine verstärkte Online-Präsenz kann nicht nur für lokale Kundschaft interessant sein, sondern auch neue Märkte erschliessen.
  4. Kollaboration und Kooperation: Gemeinsame Vermarktungsinitiativen oder Kooperationen zwischen KMU, zum Beispiel durch Gemeinschaftsaktionen oder den Aufbau von Netzwerken, können helfen, die Sichtbarkeit und Attraktivität zu erhöhen.

WIR als Erfolgsrezept gegen Einkaufstourismus

Viele KMU kennen bereits ein weiteres Erfolgsrezept: die Arbeit mit WIR. Die Bank WIR hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bedürfnisse von KMU konsequent in den Mittelpunkt zu stellen. Durch die Nutzung von WIR können Schweizer KMU sicherstellen, dass die Wertschöpfung innerhalb der Schweiz – und sogar innerhalb des Netzwerks – bleibt.

Das WIR-System ermöglicht einen Kreislauf der Wertschöpfung, bei dem das Geld innerhalb des Netzwerks bleibt. Wenn ein Unternehmen WIR einnimmt, muss es dieses Geld wiederum im Netzwerk ausgeben, was zur Stabilität und Stärke des Netzwerks beiträgt.

Die Unternehmen verbessern so nicht nur ihre Resilienz, indem sie auf ein gefestigtes Netzwerk bauen, sondern behaupten sich auch gegen die Billigkonkurrenz aus dem Ausland. Denn bei WIR können nur Schweizer KMU und deren Angestellte mitmachen. Da das eingenommene WIR nicht in Schweizer Franken getauscht werden kann, wird es gezielt wieder bei anderen Schweizer Unternehmen ausgegeben.

Fazit

Die neuen Regelungen zur Einschränkung des Einkaufstourismus bieten für KMU in der Schweiz eine wertvolle Gelegenheit, ihre lokale Kundenbasis zu stärken. Doch damit dies gelingt, müssen KMU aktiv werden und alternative Strategien entwickeln, um ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Die Arbeit mit dem WIR-System, der Fokus auf Regionalität und Nachhaltigkeit, eine starke Kundenbindung sowie eine digitale Transformation können dabei helfen, die Wertschöpfung in der Schweiz zu halten und der ausländischen Billigkonkurrenz entgegenzutreten. Jetzt gilt es, diese Chancen zu nutzen und die lokale Wirtschaft nachhaltig zu stärken.

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