Die Digitale Transformation und das KMU
Es könnte der Eindruck entstehen, dass kleine und mittlere Unternehmen den digitalen Wandel verschlafen. Dem ist aber mitnichten so – das sind die Gründe.
Verfolgt man die Debatte um die Digitale Transformation, bekommt man unweigerlich das Gefühl, dass das Thema durch die grossen Unternehmen bestimmt wird. Es vergeht mittlerweile kein Tag, an dem sich nicht ein CEO eines Konzerns mit ein paar kernigen Sätzen zur Digitalisierung in der Presse zitieren lässt. Man könnte meinen, die KMU würden die Digitale Transformation komplett verschlafen. Sieht man genauer hin, merkt man rasch: Dem ist mitnichten so.
Viele KMU, denen ich im täglichen Berufsleben begegne, haben einen natürlichen Umgang mit der Digitalen Transformation. Das hat einen einfachen Grund: Sie sind viel näher am Kunden. Zudem sehen sie Marktveränderungen schneller in ihren Zahlen und sind dadurch auch gezwungen schneller zu reagieren.
Länger geschlafen, aber schneller erwacht
Die meisten Modelle zur Einstufung der «digitalen Reife» von Unternehmen setzen als Startpunkt des Digitalisierungsprozesses die Erkenntnis, dass überhaupt etwas in Richtung Digital gemacht werden muss.
In diesem Punkt, das denke ich in der Tat, setzte das Bewusstsein der KMU für bevorstehende tiefergreifende Veränderungen in den letzten Jahren erst später ein als bei den grossen Unternehmen. Sie haben gewissermassen länger geschlafen. Mit dem einher geht jedoch auch, dass die meisten KMU, sobald sie den Handlungsbedarf erkannt haben, relativ schnell reagierten.
Die Grossen machen Digitale Transformation, wir machen Geschäfte
Der Umgang mit der Digitalisierung ist denn im KMU-Bereich auch viel weniger akademisch. Umgesetzt wird im KMU, was der Kunde fordert, was Erleichterungen bringt, was die Qualität verbessert und natürlich auch das, was Kosteneinsparungen ermöglicht.
Ich denke, die KMU haben insgesamt einen viel spielerischen Umgang mit dem Thema. Gerne wird einfach mal etwas ausprobiert, getestet und wieder verworfen oder verbessert. Lange Strategieprozesse will und kann man sich im KMU meist nicht leisten. Und so macht so manches KMU intuitiv etwas, was einem, im Moment sehr aktuellen, «Design-Thinking»-Ansatz ziemlich nahekommt.
Als ich letztlich mit einem Kleinunternehmer gesprochen habe, hat er mir voller Freude erklärt, dass sie sich eine neue App zur Unterstützung der Aussendienstler angeschafft hätten, die das Leben dieser Mitarbeitenden einfacher macht und mit welcher sie durch eine optimierte Planung viel Geld sparen können. Sein Kommentar: «Ziemlich cool.» Ich konnte nur beipflichten.
Digitale Transformation wird gerne akademisiert
Durch den allgemeinen Diskurs in den Medien und der doch recht beachtlichen Menge an werblich geprägten Beiträgen wird die Digitale Transformation zu etwas extrem Komplexem hochstilisiert. Es umgibt sie bisweilen ein wenig die Aura des Wirtschaftswissenschaftlichen.
Diese Art von Umzingelung des Problems geht den KMU in der Regel völlig ab. Viele KM-Unternehmer sind sich denn nicht einmal bewusst, dass sie die Digitale Transformation in ihrem Unternehmen vorantreiben. Und das ist gut so.
Für sie ist das einfach nur Weiterentwicklung der Firma. Mit den heute verfügbaren Möglichkeiten, für die Bedürfnisse der heutigen Kunden. Das ist der Kern unternehmerischen Handelns.
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