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Der Unternehmergeist und die Inklusion

8 min.
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von Karl Zimmermann

13 Beiträge

Der Unternehmergeist ist eine Kolumne von Karl Zimmermann, die auf vergnügliche und dennoch nicht minder klare Art und Weise aufzeigt, wie er, der Unternehmergeist, «funktioniert» – und weshalb ihm in seinem Handeln scheinbar keine Grenzen gesetzt sind.

Gegenwärtig sind Vielfalt und Inklusion überall präsent, wo kommuniziert wird. Sind wir als Gesellschaft bereit dafür? Die Frage hat sich mir kürzlich aufgedrängt, ob jemand, der mit der digitalen Welt nicht klarkommt, von der Teilnahme am alltäglichen Leben ausgeschlossen ist.

Digitalisierung

Die Digitalisierung revolutioniert unser Leben in fast allen Bereichen. Ob es die Online-Reservierung im Restaurant, die elektronische Umzugsmeldung oder das Online-Bank­ing ist – immer mehr Dienstleistungen von Behörden und Privatunternehmen werden digitalisiert. Diese digitalen Dienste sollen meiner Meinung nach zugänglich und bedienbar sein. Sie setzen aber auch das notwendige Wissen zur Benutzung voraus.

Zunehmend stelle ich fest, dass innovative Technologien für ältere Menschen und Menschen mit kognitiven Einschränkungen herausfordernd sind. Die Komplexität von Ticketautomaten beispielsweise kann sie ausschliessen und ihnen den Zugang zu diesen wichtigen digitalen Dienstleistungen verwehren. Neuerdings spricht man sogar davon, diese vollständig abzuschaffen und Ticketbestellungen nur noch übers Handy abwickeln zu lassen.

Unternehmen und Organisationen wie die SBB, Swisscom, Sunrise oder Energieunternehmungen sollten sich darauf konzentrieren, Benutzeroberflächen zu gestalten, die für alle zugänglich sind. Durch die Entwicklung intuitiver und einfach zu bedienender Schnittstellen, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen und Menschen mit kognitiven Einschränkungen zugeschnitten sind, könnten sie sicherstellen, dass niemand ausgeschlossen wird. Dies kann durch grössere Schriftarten, klare Anweisungen und die Minimierung unnötiger Funktionen erreicht werden, jedoch nicht mit der Diskussion über die vollständige Abschaffung von Ticketautomaten.

Ein persönliches Beispiel zeigt die Dringlichkeit dieses Anliegens: Mein 93-jähriger Vater war kürzlich überfordert, als er eine Einladung zu einer Kunstausstellung erhielt, die nur über einen QR-Code bestätigt werden konnte. Mit seinem zehn Jahre alten Handy war dies für ihn schlichtweg unmöglich.

Als Unternehmen und Gesellschaft haben wir ein gemeinsames Interesse daran, dass unsere digitalen Angebote für alle zugänglich sind. Die Umsetzung durch barrierefreie Designprinzipien wie Text-zu-Sprache-Funktionen, Untertitel für Videos und anpassbare Farbkontraste kann sicherstellen, dass alle die gleichen Chancen haben, auf digitale Inhalte zuzugreifen und sie zu nutzen. Durch spezialisierte Schulungsprogramme und Supportstrukturen, welche auf die Bedürfnisse älterer Menschen und Menschen mit Behinderungen zugeschnitten sind, können sie die notwendigen Fähigkeiten und die Unterstützung erhalten, um in der digitalen Welt erfolgreich zu sein.

Die neuen Technologien bieten unglaubliche Chancen, unsere Gesellschaft zu transformieren. Aber nur, wenn wir sie inklusiv gestalten, können wir sicherstellen, dass wirklich alle davon profitieren.

Bundesverfassung

Die Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft verbietet Diskriminierungen wegen einer körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung (Art. 8 Abs. 2 BV) und verpflichtet Bund und Kantone dazu, Massnahmen zur Beseitigung von Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen zu ergreifen (Art. 8 Abs. 4 BV).

Inklusion

Inklusion in unserer Gesellschaft ist wie der ultimative Cocktail des Zusammenhalts, bei dem jede Zutat wichtig ist, um den perfekten Geschmack zu kreieren. Als Unternehmergeist verstehe ich Inklusion als das Streben nach einer Gesellschaft, in der jeder Mensch, unabhängig von seiner Herkunft, seinem Geschlecht, seiner Identität, seinen Fähigkeiten oder seinen Überzeugungen, vollständig anerkannt, akzeptiert und integriert wird.

Wir streben alle danach, dazuzugehören und uns einbezogen zu fühlen. Wenn wir wirklich alle einbeziehen möchten, ist es unsere Aufgabe, anderen dabei zu helfen und vor allem ältere Menschen nicht zu vergessen. Inklusion bedeutet, die Tür für alle zu öffnen und sicherzustellen, dass sie die gleiche Chance haben, am Tisch Platz zu nehmen und ihren Beitrag zu leisten. Wenn wir Barrieren abbauen und eine echte Vielfalt feiern, dann mixen wir nicht nur den perfekten Cocktail der Gesellschaft, sondern schaffen auch einen Ort, an dem jeder sein Glas erheben und gemeinsam auf eine bessere Zukunft anstossen kann.

Cheers to inclusion!

«Chancengleichheit besteht nicht darin, dass jeder einen Apfel pflücken darf, sondern dass der Zwerg eine Leiter bekommt.» (Reinhard Turre)

 

Bis bald,

dein Unternehmergeist

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