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Der Unternehmergeist und die Corona-Schanze

4 min.
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von Karl Zimmermann

13 Beiträge

Wir leben in der Illusion, dass eine vollständige Kontrolle möglich ist. Das Coronavirus kann uns helfen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass dies nicht der Fall ist. So bietet sich uns eine grosse Chance.

Eine Schanze ist eine Sprungschanze und in der Terminologie des deutschen Festungsbaus ein selbständiges Befestigungswerk zum Schutz vor Feinden.
Das Wort Schanze jedoch ist dem altfranzösischen Wort cheance, glücklicher Würfelfall, entlehnt. So war «Schanze» bis ins 18. Jahrhundert in der Bedeutung Zufall – im Glücksspiel – geläufig. Schanze und Chance, in ihrem heutigen Sprachzusammenhang weit voneinander entfernt, entstammen also beide demselben Wort und werden für den Unternehmergeist zu einem Synonym der Coronakrise.

Hallo, ich bin es wieder, dein Unternehmergeist. Dass der Zufall nicht beeinflusst werden kann, spüren zurzeit alle von uns. Eine Pandemie wie die Coronavirus-Pandemie hat viele dunkle Seiten. Auf der ganzen Welt werden Menschen krank und sterben, alle müssen mit einer nicht planbaren Zeit leben, Schulen werden geschlossen, Ferien und Reisen fallen weg, persönliche soziale Kontakte sind kaum möglich, das Gesundheitssystem ist überlastet, Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz, Unternehmen stehen vor dem Bankrott, die Aktienmärkte brechen zusammen und die Länder müssen Milliarden für wirtschaftliche Rettungsaktionen und medizinische Hilfe ausgeben.

Ganz gleich wie ernst und traurig all dies auch sein mag, ich habe auch Positives zu berichten. Der guten alten SWOT-Analyse zufolge – SWOT: Strength (Stärke) – Weakness (Schwäche) – Opportunity (Chance) – Threat (Risiko) – gibt es nicht nur Bedrohungen, sondern auch Chancen. Mit Chancen sind all die Möglichkeiten gemeint, die sich den meisten von der Krise betroffenen Unternehmen bieten.

Ideen und Innovationen
Nicht nur Unternehmergeister zeigen, dass sich Dinge ändern können, sobald es einen ausreichend starken Anreiz gibt. Dies führt zu bemerkenswerten Ideen und Innovationen. Da sie ihre Türen nicht mehr öffnen durften, setzen Restaurants beispielsweise auf Take-Aways und Lieferdienste. Nachbarschaftshilfen und Alten-Unterhaltungsideen, online-Kulturprojekte und gratis Leseportale entstanden, Betriebe bieten Abholservices oder Fernberatung an. Und Schulen führen plötzlich den gesamten Unterricht online durch. Die schwierige Ausgangslage bietet die Gelegenheit, Innovationen zu schaffen, die nach der Krise aufrechterhalten werden können.

Menschen verbringen beispielsweise bis zu 23 Stunden pro Woche in Meetings, von denen die Hälfte als Misserfolg oder Zeitverschwendung angesehen wird. Die Pandemie hat uns gezwungen, die Handhabung von Sitzungen zu überdenken. Da es in vielen Ländern nicht mehr erlaubt war, sich innerhalb einer Gruppe zusammenzufinden, wurden viele Meetings abgesagt. Und wenn sie noch stattfanden, dann meist virtuell – und viel kürzer und effizienter. Die Corona-Krise bietet eine ausgezeichnete Gelegenheit, eines der unbeliebtesten Elemente des Organisationslebens umzustrukturieren.

Herausfordernde Zeiten bieten eine grosse Chance für soziale Beziehungen und andere Möglichkeiten, Menschen zu erreichen und ihnen zu helfen. Natürlich hat die Unfähigkeit, Freunde oder Familie zu besuchen, in einigen Fällen die Isolation und das Gefühl der Einsamkeit verstärkt. Aber das Gefühl «wir stecken da gemeinsam drin» hat auch interessante Wege der Verbundenheit ausgelöst.

«Das Virus kann man nicht beeinflussen, das Denken und Handeln schon.»

Diesen Gedanken können wir auch ins Geschäftsleben transferieren. Besonders wertvoll für uns ist, dass die Bereitschaft steigt, gemeinsam mit den Mitarbeitenden an einem Strick zu ziehen. Die erzwungene und intensive Auseinandersetzung mit der neuen Situation wird die Ausrichtung unserer Unternehmungen positiv beeinflussen.

Ein einfaches Virus stört alles Bekannte. In fast jedem Aspekt des Lebens wollen wir die Kontrolle haben. Ob es um die Gesundheit, die Sicherheit der Fluggesellschaften oder unseren Kalender geht, wir leben in der Illusion, dass eine vollständige Kontrolle möglich ist. Das Virus kann uns helfen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass dies nicht der Fall ist. So bietet sich uns eine grosse Chance.

Wahrscheinlich werden in dieser Zeit viele Unternehmen und Unternehmungen aufgegeben, aber wie bereits gesagt: Das Virus kann man nicht beeinflussen, das Denken und Handeln schon. Die echten Unternehmergeister werden sich wieder aufrappeln, ihre Lehren aus den neu gewonnenen Einsichten ziehen und aus der Not eine Tugend machen.
Verschanzen wir uns nicht im Jammertal, sondern nutzen wir die Chancen, welche die Covid19-Krise bringt. Ab auf die Schanze und los!

KMU-Nachfolgezentrum

Das Kerngeschäft ist die Nachfolgeregelung von kleinen und mittleren Unternehmen. Nebst der direkten Beratung engagiert sich das KMU-Nachfolgezentrum in der Öffentlichkeit und will so die Gesellschaft für das Thema Nachfolge sensibilisieren.

WIR-Annahmesatz: 10%

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