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Cloud versus eigene Informatik-Abteilung

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von Gernot Sauerborn

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Die Nutzung gemeinsamer Ressourcen reduziert die Kosten und verkürzt Projektlaufzeiten. KMU können sich damit stärker auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Tönt einfach – die Praxis bringt einige Hürden mit sich.

Kommt zukünftig alles aus der Cloud und Sie brauchen keine eigene Informatik-Abteilung mehr? Oh je, diese Buzz-Wörter in der Informationstechnologie: Spätestens jedes Jahr eine neue Worthülse … «Cloud» hält sich nun schon ein paar Jahre, aber zusammen mit der «Digitalen Transformation» wird es fast wieder nebulös. Versuchen wir, den Nebel dazu etwas zu lichten.

Die IT aus der Cloud: alter Wein in neuen Wolken?

Der Grundgedanke ist so einfach wie richtig und prägt die Informatik seit ihren Anfängen: Die Nutzung gemeinsamer Ressourcen reduziert die Kosten und verkürzt Projektlaufzeiten. Zusätzlich konnten sich spezialisierte Geschäftsmodelle entwickeln, die genau diese geteilten Ressourcen bewirtschaften (z.B. Rechenzentrumsbetreiber). Unternehmen können sich damit stärker auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.

Bezogene Leistungen aus der Cloud ermöglichen Ihnen eine klare Fokussierung auf Ihre operativen Stärken.

Während die Nutzung von gemeinsamen Ressourcen früher vornehmlich physische Infrastruktur (Hardware, Gebäude, Netzwerkleitungen) betraf, können heute umfangreiche Software-Lösungen und Dienstleistungen in dieser Form genutzt werden (das ist häufig mit «Cloud» gemeint).

Licht und Schatten

Die Vorteile: Sie können Cloud-Leistungen spontan beziehen, Ihren tatsächlich benötigten Bedarfen anpassen und wieder kündigen. Ihr KMU gewinnt Geschwindigkeit. Häufig bezahlen Sie diese Leistungen entsprechend der tatsächlichen Nutzung, Investitionen sind für Sie nicht nötig. Kommt hinzu: Dass Sie selbst Ihr Buchhaltungssystem auf Ihren Computern betreiben, bringt Ihnen keinen Wettbewerbsvorteil. Bezogene Leistungen aus der Cloud ermöglichen Ihnen eine klare Fokussierung auf Ihre operativen Stärken.

Die Nachteile: Die ursprünglichen Kostenvorteile des Teilens sind bei diesen Cloud-Dienstleistungen oft nicht mehr direkt erkennbar oder gar nicht mehr vorhanden. Wenn Sie Ihre Finanzbuchhaltung oder Ihr CRM-System aus der Cloud beziehen, befinden sich Ihre Daten und Geschäftsprozesse verzahnt in der IT des Anbieters. Ein Anbieterwechsel ist damit erschwert, Ihr Unternehmen ist deutlich mehr von dem einen Cloud-Anbieter abhängig und folglich auch dessen Preispolitik ausgeliefert.

Brauchen Sie noch eine eigene Informatik-Abteilung in der Zukunft? Das kommt stark auf Ihr zukünftiges Geschäftsmodell an.

Um die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft Ihres Unternehmens nachhaltig zu erhalten, benötigen Sie also weiterhin eine IT-Einheit in Ihrem Unternehmen.

Wenn Ihr Geschäftsmodell vollständig durch Standard-IT-Systeme unterstützt werden kann, wie sie von Cloud-Anbietern angeboten werden, dann können Sie im Sinne eines Full-Service-Outsourcings auf grosse Teile Ihrer IT-Mannschaft verzichten: Betrieb, Architektur, User Helpdesk – alle diese Themen werden gut durch den Cloud-Anbieter übernommen. Über einen erfahrenen IT-Einkäufer mit IT-Service-Management-Erfahrung sollten Sie jedoch verfügen, damit Sie die Kontrolle über Ihre IT nicht vollständig verlieren.

Diese Skills brauchen Sie zukünftig in der IT

Dieses Szenario ist häufig jedoch nicht realistisch. Im Dienstleistungssektor und im produzierenden Gewerbe sind Spezialfunktionen in der IT notwendig, die ganz spezifisch zu Ihrem Geschäftsmodell passen. Im Rahmen der digitalen Transformation nehmen diese Spezialfunktionen eher zu. Daher ist es unrealistisch, dass Sie Ihre IT insgesamt aus der Cloud oder von einem einzigen Cloud-Anbieter beziehen können.

Um die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft Ihres Unternehmens nachhaltig zu erhalten, benötigen Sie also weiterhin eine IT-Einheit in Ihrem Unternehmen: Im Gegensatz zu heute ist diese jedoch kleiner und mit der strategischen (und nicht mit der operativen) Steuerung der IT beauftragt.

Zwei wesentliche neue Aufgaben zeichnen sich ab:

  • Ein IT-Architekt muss dafür sorgen, dass die IT-Systeme aus der Cloud mit anderen IT-Systemen zusammenarbeiten können. Häufig sind auch die Daten ein wirkliches Asset Ihres Unternehmens, so dass der IT-Architekt dafür sorgen muss, dass diese Daten bewirtschaftet werden können.
  • Ebenso kommt es darauf an, dass diese verschiedenen Systeme jederzeit verfügbar sind. Hierfür benötigen Sie wiederum einen erfahrenen IT-Einkäufer und -Service-Manager, der die Qualität und die Wirtschaftlichkeit der IT steuert.

Die digitale Transformation Ihres Unternehmens verstärkt die strategische Bedeutung Ihrer IT. Cloud-Services können die Umsetzung Ihrer digitalen Transformation deutlich beschleunigen. Mit einer guten IT-Architektur und einem erfahrenen IT-Einkäufer sichern Sie ab, dass Ihre IT-Systeme auch mit der Cloud technisch kompatibel sind und wirtschaftlich betrieben werden. Das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens.

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Gernot Sauerborn

Management-Berater, Inhaber und Geschäftsführer der Sauerborn Management Consulting GmbH (www.sauerborn.ch)

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