Mit Gründungsjahr 1978 gehört das Alpenbrevet zu den ältesten jährlich stattfindenden Rad-Events der Schweiz und wird in vier Schwierigkeitsvarianten ausgetragen, die über zwei (Bronzetour), drei (Silbertour), vier (Goldtour) oder fünf (Platintour) Alpenpässe führen. Andermatt ist Start- und Zielort aller Touren, mit Ausnahme der Bronzetour, die in Ulrichen startet. Insgesamt sind 3250 Startplätze zu vergeben. Wer sich einen davon ergattern will, sollte in die Pedale treten: letztes Jahr waren bereits im Oktober weit über die Hälfte der Startnummern vergeben.

Alpenbrevet: 2140 oder 7090 Höhenmeter?

Die Anmeldung ist das eine, die seriöse Vorbereitung das andere. Wer als Flachländer gewohnheitsmässig aufs Rennvelo steigt, hat sicher gute Voraussetzungen, um sich gezielt in Form zu bringen. Dafür braucht es nicht nur Kilometer, sondern auch Höhenmeter in den Beinen. Schliesslich beinhaltet schon nur die Bronzetour 2140 Höhenmeter verteilt auf 64 km. Das ist allerdings fast nichts im Vergleich zur Platintour: Fünf Pässe, 7090 Höhenmeter und knapp 270 Kilometer bieten am meisten Abwechslung und Erlebnis. Und genau das ist es, was jede Tour des Alpenbrevets ausmacht, ist Patrick Huber, Brand Manager Alpenbrevet bei Cycling Unlimited, überzeugt.

Ist die Streckenführung der vier Touren jedes Jahr eine andere?

Patrick Huber: Die Verkehrsbelastung durch 3250 Velofahrer ist nicht zu vernachlässigen, deshalb kann es schon rein bewilligungstechnisch zu Streckenänderungen kommen. Unser Ziel ist es aber, mittelfristig eine möglichst hohe Konstanz zu erreichen. So wird das bevorstehende Alpenbrevet 2024 praktisch identisch sein mit der diesjährigen Ausgabe. Das kommt denjenigen Fahrern entgegen, die eine Tour abbrechen müssen und im Folgejahr einen neuen Anlauf auf derselben Strecke nehmen wollen. Andere Fahrer wünschen sich vielleicht mehr Abwechslung? Wir haben die Einstellung der Teilnehmenden zu dieser Frage noch nie erhoben. Aus Erfahrung wissen wir, dass jeweils rund die Hälfte «Wiederholungstäter» sind und sich allenfalls mehr Abwechslung wünschen könnten. In diesem Fall bietet sich an, eine der drei anderen Touren zu wählen. Gibt es viele Abbrüche infolge Selbstüberschätzung? Nein, zu Abbrüchen kommt es mehrheitlich aus anderen Gründen: ein Defekt, eine Blessur oder Probleme aufgrund von Hitze oder Kälte.

Macht es Sinn, z. B. mit der Bronzetour zu starten und Erfahrung zu sammeln, um sich dann jedes Jahr bis zur Platintour zu steigern?

Wer richtig fit ist, sich übers Jahr gezielt vorbereitet und ein paar Tausend Kilometer und genügend Höhenmeter in den Beinen hat, kann problemlos direkt die Platintour in Angriff nehmen. Nicht zu unterschätzen sind die Höhen, auf denen die Touren stattfinden; Wer nur im Flachland trainiert hat, könnte auf über 2000 mü.M. in Schwierigkeiten geraten. Für den Einsteiger mit wenig Routine auf dem Rennvelo ist die Bronzetour ebenfalls eine angemessene Herausforderung. Entscheidend sind in jedem Fall das vorausgegangene Training und das Ausdauervermögen.

Ist die Annahme richtig, dass sich mehr Männer als Frauen ans Alpenbrevet wagen?

Das ist so. Über alle vier Touren gerechnet liegt der Frauenanteil bei etwa 15%. Bei den beiden anspruchsvolleren Gold- und Platin-Touren liegt er im einstelligen Prozentbereich. Unternimmt das Alpenbrevet etwas, um den Frauenanteil zu stärken? Wir setzen beispielsweise auf Event-Ambassadoren und Mikro-Influencerinnen, die in ihren Botschaften vermitteln, dass das Alpenbrevet cool ist, Spass macht und ein unvergessliches Erlebnis bietet. Unsere Ausgangslage ist gut, weil beim Alpenbrevet der Wettkampfdruck fehlt: Frauen wollen sich nicht im selben Feld – wir kennen ja weder Alters- noch geschlechtliche Kategorien – mit Männern messen. Wenn wir den Frauenanteil auf 25 oder 30% anheben können, sind wir schon mal zufrieden. Um die Teilnahme für Frauen noch attraktiver zu gestalten, werden wir in den kommenden Jahren verschiedenste Initiativen in Angriff nehmen. Ein neuer Ansatz ist die Vorbereitung mittels Augmented Reality.

Was braucht es für die Anwendung von «ROUVY»?

ROUVY ist eine realistische Indoor Cycling App, die ein virtuelles Radtraining in den eigenen vier Wänden erlaubt. Gerade während den anstehenden Wintermonaten ist das ideal. In unserem Fall wurden Schlüsselstellen der Touren live abgefilmt, und der User kann sie mit seinem Avatar auf dem eigenen Hometrainer abfahren. Dabei wird beispielsweise die Steigung des Furkapasses auf die Pedale übertragen und kann sozusagen live erlebt werden. Alles, was es dazu braucht, ist neben dem Velo und dem Smarttrainer ein Tablet oder Laptop mit Internetzugang.